17. Februar 2016

Nadabrahma

Ich habe festgestellt, wegen Unachtsamkeit führen wir oft ein gespaltenes Leben, welches Leiden schafft.
Einerseits pflegen wir die innere Haltung einer Religion, dh ich bin unvollkommen, weil ich nie ausschließlich das Richtige tun kann, sondern immer wieder durch Fehltritte Schuld auf mich lade. Also ich Suche mir ein Heilverfahren, ja faktisch ein Dogma dem ich durch meinen Glauben Heilung verspreche, durch eine Art Selbstkasteiung, Bekämpfung und hoffentlich Abtötung der bösen Ursache in mir, durch Disziplin, Leistungen die ich zu Schau stelle, damit ich beachtet werde, um erhört zu werden, um meine Nachricht, meine Gedanken und Gefühle in die Welt zu tragen.
Anderseits dieses Heilverfahren im Kopf ist so anspruchsvoll, weil ich in meiner Überzeugung so hässlich, so böse, so egoistisch bin, auch wenn die anderen es nicht wirklich sehen, weil ich es so gut cachiere, weil ich oben drauf ein Heuchler bin, dass ich gelegentlich frustriert wieder zur Flasche greife und Dinge tue wobei ich mich selber verachte.
So entsteht der Teufelskreis der Heilserwartungen und der Selbstverachtung, so dass nur noch die Hoffnung auf Rettung durch jemanden oder etwas im außen oder von oben, je nach dem wie rum orientiert ich bin, übrig bleibt.
Meistens erst eine Katastrophe im mittleren Alter bringt den ersten Schock, dass etwas nicht stimmt mit meinem Verfahren. Damit fängt meistens an, wenn überhaupt, die erste ernsthafte Umorientierung.
Der Mensch sucht Glück und braucht Selbstausdruck. Bringe diese beide Dinge im Einklang, täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich und wieder täglich. Achtsamkeit und nicht Verurteilung ist der Schlüssel, Achtsamkeit und Freude bei den kleinen Dingen, bei allen Dingen. Und Geduld, dass der Alltag wie ne Übung ist, für den Charakter, das eingefahrene Verhaltensmuster, um ihn so zu formen, wie es der eigenen tiefsten Empfindung entspricht, was tiefe Zufriedenheit und inneren Frieden verschafft. Das setzt aber voraus, dass man so einen stabilen Zugang zu sich entwickelt hat und pflegt, bis diese Stabilität unverwüstlich wird. Dann erscheint das Leben wie ein Spiel des Selbstausdrucks und der Interaktion, die Freude macht und gelegentlich Glück bringt.

© 2010-2020 · pantopia · impressum