Er lag. Sein aufgestelltes Antlitz war
bleich und verweigernd in den steilen Kissen,
seitdem die Welt und dieses von ihr Wissen,
von seinen Sinnen abgerissen,
zurückfiel an das teilnahmslose Jahr.
Die, so ihn leben sahen, wussten nicht,
wie sehr er eines war mit allem diesen,
denn dieses: diese Tiefen, diese Wiesen
und diese Wasser waren sein Gesicht.
O sein Gesicht war diese ganze Weite,
die jetzt noch zu ihm will und um ihn wirbt;
und seine Maske, die nun bang verstirbt,
ist zart und offen wie die Innenseite
von einer Frucht, die an der Luft verdirbt.
- Rainer Maria Rilke, Paris, Mai/Juni 1906
29. Juni 2010
22. Juni 2010
Das Stillehalten, der Berg
Stillehalten seines Rückens,
so daß er seinen Leib nicht mehr empfindet.
Er geht in seinen Hof und sieht nicht seine Menschen.
Kein Makel.
Die wahre Ruhe ist die, dass man stillehält, wenn die Zeit gekommen ist, stillezuhalten, und dass man vorangeht, wenn die Zeit gekommen ist, voranzugehen. Auf diese Weise ist Ruhe und Bewegung in Übereinstimmung mit den Erfordernissen der Zeit und dadurch gibt es Licht des Lebens.
Das Zeichen ist Ende und Anfang aller Bewegung. Der Rücken wird genannt, weil im Rücken alle Nervenstränge sich befinden, die die Bewegung vermitteln. Wenn man die Bewegung dieser Rückenmarksnerven zum Stillstand bringt, so verschwindet sozusagen das Ich in seiner Unruhe. Wenn nun der Mensch innerlich so ruhig geworden ist, dann mag er sich der Außenwelt zuwenden. Er sieht in ihr nicht mehr den Kampf und das Gewühl der Einzelwesen und hat deshalb die wahre Ruhe, wie sie nötig ist, um die großen Gesetze des Weltgeschehens zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Wer aus dieser Tiefenlage heraus handelt, der macht keinen Fehler.
Zusammenstehende Berge: das Bild des Stillehaltens.
So geht der Edle mit seinen Gedanken nicht über seine Lage hinaus.
So geht der Edle mit seinen Gedanken nicht über seine Lage hinaus.
Das Herz bewegt sich dauernd, der Geist denkt dauernd. Das läßt sich nicht ändern. Aber es sollen die Bewegungen des Herzens, d. h. die Gedanken, sich auf die gegenwärtige Lebenslage beschränken. Alles Darüberhinausdenken macht das Herz nur wund.
Der Mensch öffnet ein unermesslich großes Auge;
er wendet sich um, um jemanden oder eine Sache von vorn und
von oben zu betrachten.
er wendet sich um, um jemanden oder eine Sache von vorn und
von oben zu betrachten.
Die Haltung drückt aus, daß dieses Wesen in seiner Gesamtheit Kräfte gesammelt hat; es ist nervös gespannt, betrachtet und fixiert. Unbeweglich, wie es ist, legt es all sein Gewicht da hinein. Es wird nicht zum Anhalten gezwungen, sondern dies ist sein Wille.
- I Ging, 52, Gen
21. Juni 2010
Epitafio para un poeta
Quiso cantar, cantar
para olvidar
su vida verdadera de mentiras
y recordar
su mentirosa vida de verdades.
- Octavio Paz, 1944
para olvidar
su vida verdadera de mentiras
y recordar
su mentirosa vida de verdades.
- Octavio Paz, 1944
19. Juni 2010
La rosa de harina
Pero el hombre es un niño laborioso y estúpido
que ha hecho del juego una sudorosa jornada.
Ha convertido el palo del tambor
en una azada,
y en vez de tocar sobre la tierra una canción de júbilo
se ha puesto a cavarla.
¡Si supiésemos caminar bajo el aplauso de los astros
y hacer un símbolo poético de cada jornada!
Quiero decir que nadie sabe cavar al ritmo del sol
y que nadie ha cortado todavía una espiga
con amor y con gracia.
Ese panadero, por ejemplo, ¿por qué ese panadero
no le pone una rosa de pan blanco a ese mendigo hambriento
en la solapa?
- León Felipe
que ha hecho del juego una sudorosa jornada.
Ha convertido el palo del tambor
en una azada,
y en vez de tocar sobre la tierra una canción de júbilo
se ha puesto a cavarla.
¡Si supiésemos caminar bajo el aplauso de los astros
y hacer un símbolo poético de cada jornada!
Quiero decir que nadie sabe cavar al ritmo del sol
y que nadie ha cortado todavía una espiga
con amor y con gracia.
Ese panadero, por ejemplo, ¿por qué ese panadero
no le pone una rosa de pan blanco a ese mendigo hambriento
en la solapa?
- León Felipe
3. Juni 2010
Mauern
Ohne Rücksicht, ohne Mitleid, ohne Schamgefühl
Haben sie große, hohe Mauern errichtet um mich.
Haben sie große, hohe Mauern errichtet um mich.
Und hier sitze ich nun ohne Hoffnung.
Ich denke nur an das eine, wie dieses Schicksal den Verstand mir verzehrt.
Ich denke nur an das eine, wie dieses Schicksal den Verstand mir verzehrt.
So viel hatte ich draußen zu tun. Warum gab ich
Nicht acht, als sie diese Mauern errichteten?
Nicht acht, als sie diese Mauern errichteten?
Ich habe die Maurer nicht gehört -- kein Geräusch.
Unmerklich haben sie mich aus der Welt gemauert.
Unmerklich haben sie mich aus der Welt gemauert.
- K. Kavafis, 1896
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