3. Juli 2012

im Land der Narren

Es war einmal ein Mann, der verirrte sich in das Land der Narren.
Auf seinem Weg sah er Leute, die vor Schrecken von einem Feld
flohen, wo sie Weizen ernten wollten. »Im Feld ist ein Ungeheuer«,
erzählten sie ihm. Er blickte hinüber und sah, daß es eine Wassermelone
war.
Er erbot sich, das Ungeheuer zu töten, schnitt die Frucht ab und
begann sie zu verspeisen. Jetzt bekamen die Leute noch viel größere
Angst vor ihm, als sie vor der Melone gehabt hatten. Sie schrien:
»Als nächstes wird er uns töten, wenn wir ihn nicht schnellstens
loswerden« und jagten ihn davon.
Wieder verirrte sich eines Tages ein Wanderer in ihr Land, und
auch er begegnete den Leuten, die sich vor dem vermeintlichen Ungeheuer
fürchteten. Aber statt ihnen seine Hilfe anzubieten, stimmte er ihnen zu,
stahl sich vorsichtig mit ihnen vor dem Ungeheuer von dannen und
gewann so ihr Vertrauen. Er lebte lange Zeit bei ihnen, bis er sie schließlich
Schritt für Schritt jene einfachen Tatsachen lehren konnte, die sie befähigten,
nicht nur die Angst vor Wassermelonen zu verlieren,
sondern sie sogar anzubauen.

- Sufi-Parabel

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